Am 3. Mai wurde der Tag der Pressefreiheit begangen. In unseren Medien wurde der etwa Journalist:innen gedacht, die bei der Ausübung ihres Berufs umgekommen sind. Es ist zu bedauern, dass das immer wieder vorkommt. Ich bedaure aber vor allem auch die Gesellschaften, in denen so etwas immer wieder vorkommt. Denn diese schaden sich selbst am meisten. Denn sie verhindern selbst, dass sie die Wirklichkeit wahrnehmen wie sie ist. Sie gefährden sich u.U. so selbst.

In unseren westlichen, demokratischen Systemen wird dabei vor allem auf die autokratischen Systeme gezeigt und betont wie gut unser System doch funktioniere und deshalb überlegen sei. Das mag zwar auch so sein; Bei uns kommt keine Polizei wenn Meinungen gegen die herrschende Regierung geäußert wird. Aber wie kam es dazu, dass der Überfall Russlands auf die Ukraine wie ein Blitz über uns kam, den niemand vorhergesehen haben will? Haben unsere Medien, die sich vorwiegend in der Hand von Kapitalgesellschaften befinden, das nicht kommen sehen? Haben sie – einschließlich der Öffentlich-Rechtlichen – uns nicht die Wirklichkeit richtig dargestellt? Etwa die Abhängigkeit von russischer Energie? Oder die Entwicklung des russischen Geschäftspartners zu einem verbrecherischen Konglomerat? Warum haben diese Medien nicht stärker auf die Energiewende gedrängt, die unsere Abhängigkeit verringert hätte?

Und jetzt – wo das Kind in den Brunnen gefallen ist – hätte ich zwei Monate nach Kriegsbeginn – erwartet, dass die Fehlentwicklung in Gesellschaft und Politik aufgearbeitet wird. Aber unsere Ex-Kanzlerin und ihre Partei einschließlich der SPD schweigen. Ja, die SPD hat im Saarland bei der letzten Landtagswahl vom Wähler sogar die absolute Mehrheit erhalten. Ich fühle mich jedenfalls auch nicht besser als wenn ich von einer Putinschen Presse informiert würde.

Die Pressefreiheit scheint vor allem den Medien und ihren Eigentümern zu nutzen. Die Erkenntnis der Wirklichkeit, die für unser Weiterbestehen unerlässlich ist, scheint dabei unter die Räder zu kommen. Sie hat ja auch gegen den Rechtsextremismus, die Querdenker und die Verschmutzung durch Fake-News usw. keine wirksamen Mittel gefunden. Hieran zu arbeiten erscheint mir eine überlebenswichtige, gesellschaftliche Aufgabe zu sein. Die Ideen in meinem Buch könnten dabei vielleicht helfen.